Neue Fahrräder für das Regenbogen-Haus
Weihnachtsüberraschung 2021

Eine Weihnachtsgeschichte von Anja Bauer

Es war einmal …. nein, so fangen ja nur Märchen an, dieses ist aber eine wahre Geschichte. Eine Geschichte vom Leben in dieser Zeit- Märchen spielen ja immer in anderen Zeiten an anderen Orten, diese Geschichte spielt an diesem Ort in dieser Zeit. Dieser Ort ist sicher, er ist schön, er liegt in einem Land, in dem Frieden herrscht. Ein schönes Land mit einer Förde, an der man im Winter dick eingemummelt in einen Schal im Sturm und Nieselregen wunderbar spazieren gehen kann, bis man kalte rote Wangen bekommt. Und es spielt in einer Zeit, wo die Menschen kein Leid ertragen müssen. Ein funktionierendes Gesundheitssystem und ein gut aufgebautes Sozialsystem fangen Jeden und Jede auf. Und diese Geschichte spielt von mir. Ich bin in eine Unternehmer- Familie hineingeboren. Das ist großes Glück, aber auch große Verantwortung, viele schlaflose Nächte und auffressende Sorgen gehören dazu. Und dann kam vor etwa einem viertel Jahrhundert das größte Glück, was man sich vorstellen kann: das erste Kind kündigt sich an. Aber- huch, was ist das…… da bekommt das große Glück aber einen kleinen Riss. Das Kind ist irgendwie ein kleines bisschen anders als alle anderen Kinder. Ok, man stellt bald fest, dass es viele Kinder gibt, die anders sind als alle anderen Kinder. Wenn man genau hinguckt, dann sind irgendwie alle anders als die anderen. Aber man hat schnell das anders für sich als normal akzeptiert. Und das Leben geht so weiter- dazu gehörten trotziges Geschrei im Supermarkt genauso wie mit lauter Weihnachtsmusik und schiefem Mitsingen Plätzchen backen und die Küche mit einer weißen Mehlschicht überziehen- und am Boden mit den Socken kleben bleiben, weil der feuchte Puderzucker irgendwann überall klebt, nicht nur um die lachenden Münder. Und dieses besondere und etwas andere Kind bekam Geschwister, die – wie jedes Kind, wieder anders waren, aber nicht so anders. Das erste Kind blieb immer etwas mehr anders und ging dann auch auf eine Schule, wo alle Kinder hingehen durften, die vielleicht nicht so gut lesen konnten, oder rechnen konnten, oder nie laufen werden oder die nie Weihnachtsplätzchen mit ihrer Mutter backen können oder laut zur Weihnachtsmusik falsch aber voller Freude mitsingen. Und auf dieser Schule – da traf diese große Tochter dann eine Freundin. Die wohnte nicht bei Ihren Eltern in einem Haus- so wie wir das taten. Für uns war es normal- Mama und Papa sind für einen da. Unser Haus hatte keinen Namen- das war einfach unser Haus. Und wir waren uns gar nicht so bewusst, wie toll unser Haus ist, mit dem Lachen und der Musik und dem Wohlfühlen und dem Zurückkommen vom kalten windigen Strand ins Warme, wo man sich gemütlich ins Sofa kuscheln kann und Mama einem etwas vorliest. Diese Freundin wohnte in einem Haus mit dem schönen Namen Regenbogen. Und wenn man in diesem Haus ist, dann wird dort auch gebacken, es wird dort auch gelacht und gesungen. Es wird sich auch nach einer Schneeballschlacht aufs Sofa gekuschelt und die Wangen werden rot von der Kälte draußen und der Wärme im Haus. Aber das Glück ist nicht das gleiche. Die roten Wangen sehen gleich aus, aber hinter den roten Wangen gibt es nicht nur viel Lachen und Freude, sondern auch Leid und viel Traurigkeit. Und die Erwachsenen sind auch nicht Mama und Papa, sondern ausgebildete Erzieher, Pädagogen oder Psychologen. Und diese Erwachsenen tun ihr Bestes, damit die Kinder in dem Haus mit dem tollen Namen Regenbogen auch wieder Lachen können, auch wieder Freude haben und den Geruch von Weihnachtsplätzchen ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Viele Jahre bin ich selbst oft in dem Haus mit den vielen Kindern und dem Regenbogen gewesen, um meine Tochter hinzubringen oder die Freundin abzuholen. Aber wie bei vielen Freundschaften trennen sich oft die Wege irgendwann, die Schule wird gewechselt, einer fängt früher als der andere in einer Werkstatt an, man wohnt nicht mehr so dicht beieinander, man geht andere Wege. So wurden auch die beiden Freundinnen vom Leben auseinandergepustet. Und dann, viele viele Jahre später – zwischen Mitarbeitergesprächen, Angeboten, Standardüberprüfungen, Steuererklärungen, Telefonaten und Abrechnungen, ganz in Gedanken an den kommenden Tag und die Lösung der Probleme- da läuft eines morgens auf dem Weg zur Arbeit dieses eine Weihnachtslied im Radio, bei dem wir früher mit Mehl und Ei, mit Puderzucker und Kardamom Weihnachten zum Riechen und Schmecken gebracht haben. Und da wird einem im Auto, wie man so hinter den anderen Autos herfährt, auf einmal bewusst, wie gut man es hat, wie toll das Leben ist. Früher war Schule und Hausaufgaben doof, aber jetzt – hier im Auto – denkt man darüber nach, wie sensationell toll es ist, dass man in einem Land lebt, in dem jeder eine Schulbildung bekommt. Wo jeder eine Ausbildung anfangen oder an die Uni gehen kann. Wo wir Arbeit für alle haben, jeder hat ein Dach über dem Kopf und genug zum Essen. Wir müssen selbst nur das Richtige daraus machen, den jeder ist ja bekanntlich seines Glückes Schmied. Und da wird mir bewusst, was für ein Glück ich habe, in einer tollen Familie mit super Kindern, einen Beruf- der wirklich eine Berufung ist und mich ganz erfüllt. Und dann – ganz plötzlich – man weiß gar nicht, warum, kommt einem der Gedanke: leider geht es nicht allen so gut. Leider gibt es auch viel Leid und Elend auf der Welt. Und leider auch in diesem Land und in dieser Zeit. Nicht allen geht es so gut, nicht alle dürfen jetzt im Auto zur Arbeit fahren und über ihr Glück nachdenken, sich freuen, den perfekten Mann an Ihrer Seite zu haben, tolle Kinder in ihrem Leben zu haben und einen Beruf nachzugehen, der einem fast immer Freude und Erfüllung bringt. Die große Tochter, die so anders ist, die lebt schon lange in einer Wohngemeinschaft mit vielen anderen- und fühlt sich da Pudelwohl. Und da kommt auf einmal dieser Gedanke an die Freundin und nicht nur an die, sondern auch an all die anderen Kinder, die in dem Haus mit dem tollen Namen Regenbogen aufgewachsen sind. Und da denke ich mir, dass jeder zwar seines Glückes Schmied ist- aber diese Kinder haben vielleicht nicht so viel Glück, welches sie überhaupt schmieden können. Und vielleicht sollten Leute wie ich, die so viel Glück im Leben haben, einfach ein kleines bisschen abgeben. Ok, Glück dann man nicht teilen oder weiterreichen, Glück kann man nicht mal abfüllen oder verschenken. Aber vielleicht kann man ja durch andere Dinge glückliche Augenblicke schaffen. Meine Branche ist Mobilität- Freiheit durch individuelle Fortbewegung. Naja, meistens mit 4 Rädern und unterschiedlichen Antriebsarten, aber das Hauptthema, mit dem ich mich beschäftige ist, dass Menschen durch Fahrzeuge Freunde besuchen können, die weit weg wohnen, Schränke und Betten transportieren können, damit andere ein behagliches Heim bekommen, dass Mitarbeiter zur Arbeit fahren können oder Kinder zur Schule, weil sie weit ab von der Hauptstraße auf einem fernen Bauernhof wohnen. Und diese Freiheit gehört auch zu einem kleinen Anteil mit zu dem Glück, welches wir haben, in dieser Zeit an diesem Ort. Da die Kinder ja noch keine Automobile fahren können, wird Freiheit durch Kindermobilität mit dem Fahrrad zu einem kleinen Anteil am Glück. Und da dachte ich an die Zeit zurück, als ich meine besondere Tochter oft aus dem Haus mit dem schönen Namen Regenbogen abgeholt habe. Dort wohnen jetzt bestimmt auch ganz viele andere Kinder, die nach einem Spaziergang in der Kälte rote Wangen haben, die Kekse backen und laut und falsch Weihnachtslieder singen. Ich habe mich immer gefreut, wie die Betreuer mit viel Einsatz und unendlich viel Verständnis sehr professionell ein Wohnheim in ein Zuhause verwandelt haben. Es gab auch Leseabende und es gab auch Streit und Kekse, Lachen und fehlende Socken- wie bei uns zu Hause- aber eines fehlte mir als Mutter immer und machte mich auch etwas traurig, wenn ich nach Hause gefahren bin: die Mutterliebe, das Verlassen auf Mama und Papa, die innere Bindung, die man nicht nachbauen kann, die man nicht sehen oder greifen kann, die man nur in einer Familie findet. Und ein Wohnheim kann einem alles geben- Vertrauen, Sicherheit, ein warmes Bett und leckere Kekse, dicke Wollsocken und ganz viel Zuhören- aber ein kleines bisschen fehlt immer noch zu einer echten Familie. Und wie sich so langsam die Autoschlange an diesem kalten Morgen mit der Weihnachtsmusik im Radio weiter Richtung Arbeit bewegt, als meine Gedanken an die zurückliegenden behaglichen Stunden in unserer Küche unter Puderzuckerstaub und Schokoflecken zurückschwebten, wollte ich ein kleines bisschen Weihnachtsmann spielen und ein bisschen Glück verschenken, ein wenig Freiheit und Unabhängigkeit. Und daher freue ich mich, dass diese 17 Fahrräder heute für 17 Kinder abgeholt werden, die zwar in dieser Zeit und an diesem Ort geboren wurden, aber die nicht so viel Glück mit an die Seite gestellt bekommen haben wie unsere Familie. Und daher wünsche ich allen viel Spaß und viel Freiheit und viel Glück mit den neuen Fahrrädern. Und bedanken möchte ich mich ganz herzlich bei Peter Rad, der sofort und ohne nachzudenken viel Arbeitszeit und Material in die Hand genommen hat, alle Fahrräder montiert und fahrbereit gemacht hat, die Beleuchtung, das Schloss und den Fahrradständer spendiert hat, so dass viele Kinder sicher und verkehrstüchtig ihre Freiheit mit den neuen Fahrrädern genießen können. Und ich habe auch gehört, dass es noch ein paar mehr Kinder gibt, die sich auch über ein Fahrrad freuen würden. Falls auch irgendein anderer genau so glücklich wie ich ist, sich genau so bewusst wird, wie gut es uns geht, in welcher tollen Zeit und an welchem sensationell schönen Ort wir wohnen- dann darf der gerne auch ein Fahrrad für das Haus mit dem tollen Namen Regenbogen spenden, egal ob es ein altes noch intaktes vergessenes im Keller ist oder ein gebrauchtes oder ein nagelneues. Die Kinder freuen sich über jedes Fahrrad, weil sie jetzt keins haben.

Danke

Schreiben Sie uns

Bauer-Newsletter

Starke Neuigkeiten